Freitag, 14. Januar 2022

Omikron und Online - Unterricht

 In  meinem heutigen Blogeintrag möchte ich mich zur Wahrnehmung des Corona- Virus hier in Mexico äußern. Von August bis kurz vor Weihnachten spielte das Virus in den Medien kaum eine Rolle. Da waren andere Dinge wichtiger, wie z.B. Überschwemmungen im September und Oktober (Klimawandel) , das Erdbeben im September, die Flüchtlingswelle aus Südamerika , die über Mexico hinwegrollt und in der Regel vor der US- Grenze endet ( vergleichbar mit der Flüchtlingswelle in Europa, die oft bedauerlicherweise im Mittelmeer endet). 

Es ist interessant, dass man, wenn man in Europa einreist, seinen Impfpass vorzeigen muss , eine sogenannte "health declaration" ausfüllen, aber umgekehrt, wenn man aus Europa in Mexico einreist, passiert  in dieser Hinsicht nichts und niemand kontrolliert irgendwas.

Im ersten Jahr der Pandemie sind in Mexico sehr viele Menschen gestorben und  es ist nach wie vor klar, dass aufgrund des schlechteren Gesundheitswesens  sich viele Mexikaner bewusst sind,  dass sie evtl. nicht behandelt werden,  wenn sie erkranken, weil sie es sich nicht leisten können, in ein privates Krankenhaus zu gehen, so dass sie jede Impfmöglichkeit in Anspruch nehmen. Leider gab es am Anfang nicht genug Impfstoff und viele Mexikaner sind in der ersten Impfung mit CanSino geimpft worden, ein Impfstoff, der z.B. eine Einreise in die USA oder nach Europa bisher nicht ermöglichte.

Die Menschen laufen sogar auf der Straße mit Masken herum. In Gebäuden (Supermärkte , Museen, andere Geschäfte, etc.) wird Fieber gemessen und es steht ein Gelspender bereit, meist sogar jemand, der drauf achtet, dass  man beides nutzt. 

In der letzten Woche wurde in der Nachrichtensendung "Foro", die ich fast jeden Abend schaue, ein Querschnitt  aus verschiedenen Ländern Europas gezeigt, bzgl. der aktuellen Coronasituation: Da wurde über Spanien berichtet, wie die Rückkehr an die Schulen geplant ist, wie die Impfungen in Italien erfolgen oder wie in Frankreich auf den Champs- Elysées getestet wird, aus Deutschland sah man Bilder aus Magdeburg, wo Impfgegner auf Polizisten losgingen und mit Flaschen und Schlagstöcken Straßenschlachten verursachten. Das war ein krasser Unterschied zu den anderen Ländern und es schafft natürlich auch ein Bild von Deutschland in Mexico. Ein Uberfahrer sprach mich neulich darauf an. Er fragte mich, warum die Leute in dem (von ihm) hochangesehenen Deutschland ( ein Land der 1. Welt) so reagieren. Er meinte, wir sollten froh und dankbar für unseren Wohlstand und vor allem für unser Gesundheitssystem sein und er wollte eine Antwort von mir, warum sich die Menschen so verhalten. Diese Antwort konnte ich ihm natürlich nicht geben, aber  es war ein sehr interessantes Gespräch und er hatte die Situation meiner Meinung nach haarscharf analysiert. 

Seit 1 Woche steigen die Coronazahlen rasant und die Menschen lassen sich testen und impfen, Querdenker gibt es nicht (und wenn, dann tauchen sie nicht in der Öffentlichkeit auf).

Die Eltern unserer Schüler*Innen haben große Angst und täglich steigt die Zahl von infiziertem Schulpersonal und auch von Kindern und deren Familienmitgliedern. 

So hat die Schulleitung heute beschlossen, dass wir erstmal für mindestens 2 Wochen in den kompletten Online- Modus gehen, was natürlich vor allem für die Kleinen eine Katastrophe ist. 

Für mich bedeutet es länger schlafen, kein Fahrtweg, aber der Unterricht und vor allem das Material muss entsprechend komplett anders aufbereitet werden. 

Vamos a ver.... wir werden sehen, was die folgenden Wochen bringen. Der Onlineunterricht ist nun kein Problem mehr für mich, aber die armen Kinder tun mir leid. Das bedeutet aber auch ....keine lustigen Gespräche morgens im Auto, die Stimmung ist eh getrübt, weil einer unserer Mitfahrer Corona hat.....

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