Obwohl Mexico ein katholisches Land ist, gibt es kein Himmelfahrt und kein Pfingsten, bzw. sie spielen keine Rolle. So gibt es nur den Sonntag und keinen weiteren freien Tag.
In der vergangenen Woche gab es nur Arbeit und ein interessantes Gespräch mit dem Sl. Ich werde eine erste Klasse übernehmen müssen, was einerseits schön ist, aber andererseits muss ich meine Klasse abgeben, in die ich so viel Energie gesteckt habe. Ich behalte sie immerhin noch in Sachkunde, aber auch das musste ich aushandeln.
Also komplett wieder von vorn anfangen, was ein erneuter Kraftakt wird. Am Freitag Abend um 21 Uhr bekam ich dann eine Mail von einer Mama, dass ihr Sohn sein Portemonnaie verloren hat und ich es doch bitte schön suchen soll. Unglaublich, man ist hier gefühlt als Lehrer noch mehr Dienstleister als in Deutschland. Die Kinder sind so unselbständig und meiner Meinung nach auch nicht lebenstauglich. Neulich fehlte einer Schülerin ihr Stuhl. Sie sagte dann: "Frau Fender, ich habe keinen Stuhl." Sie hätte es am liebsten gehabt, wenn ich ihr einen gebracht hätte, aber ich habe dann gesagt, dass sie mal überlegen soll, was jetzt zu tun sei... nach einigen Minuten Nachdenken holte sie sich dann einen Stuhl, es ist einfach unglaublich. Es sind auch so viele Einzelkinder da, die anscheinend zuhause alles dürfen, so quatschen sie ständig dazwischen und haben null Gespür, wann es unpassend ist und sie sind überhaupt nicht belastbar und phlegmatisch. Nur bei wenigen zeigt sich eine wirkliche Anstrengungsbereitschaft, das ist anders als in Deutschland, mag aber auch an der Gesellschaftsschicht liegen, was man aber nicht mit Intelligenz verwechseln darf.
Nach einer Woche nur Schreibtisch und Schule bin ich am Freitag endlich mal wieder mit den Jungs zur anderen Taccobude gefahren, denn in Lomas Verdes gibt es eine tolle Taccobude, wo es eine Riesenauswahl gibt. Der Preis dafür war hoch, mehr als 1 Stunde für die Rückfahrt, denn der Verkehr am Freitag ist krass.
Da wir zum Lehrertag 6 Kinokarten bekommen haben, die nur bis August gültig sind, gehe ich mal wieder ins Kino.
La Civil ist ein mexikanischer Film, der davon handelt, wie eine junge Frau von Narcos verschleppt wird, die Eltern müssen Lösegeld zahlen und sie bleibt verschwunden. Die Hilflosigkeit der Eltern, die Brutalität der Kartelle, aber auch der Nationalgarde, die auch hier ab und zu mit vorgehaltener MP durch die Straßen fährt, macht einen traurig und hilflos und zeigt die dunkle Seite von Mexico.
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